Franziska

Bei der Völkerdurchsicht im Frühling

Da ich auf dem Land aufgewachsen und die gesamte Jugend im Pferdestall verbracht habe, sollte es nach dem Abitur aufjedenfall irgendwas mit Natur und Tieren werden. So begann ich 2011 das Studium der Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim. Überwältigt vom breitgefächerten Modulangebot war es genau das Richtige für mich.

2012 ließ ich mich auf die Warteliste des Bienenblocks an der Landesanstalt für Bienenkunde der Uni Hohenheim schreiben und ergatterte einen der heißbegehrten Plätze. Mit Theorie und Praxis lernte ich sehr viel Fachwissen von der Biologie der Biene, bis hin zur Honiggewinnung und Königinnenzucht. Ich erinnere mich noch genau wie wir bereits am ersten Vorlesungstag zum Bienenstand gingen und Dr. Peter Rosenkranz mir eine mit Bienen vollbesetzte Wabe überreichte. Ich trug weder Handschuhe noch Schleier. Es war ein kühler, regnerischer Tag im Mai und von den Bienen strahlte eine fühlbare Wärme und ein unglaublicher Duft aus. Da war es um mich geschehen! Ein paar Tage später, während ich gerade in der Vorlesung saß, klingelte mein Handy. Das Schicksal meinte es gut mit mir. Es war mein Vater:“ Franzi, du machst doch gerade irgendwas mit Bienen. Hier hängt ein Bienenschwarm im Apfelbaum“.

So kam ich zu meinem ersten Bienenvolk. Über Telefon erklärte ich ihm mit Hilfe von Dr. Rosenkranz wie er den Schwarm am besten einfängt. Es klappte! Noch am Abend fuhr ich nach Hause und war überwältigt vor Freude. Der Schwarm ging von einem ortsansässigen Imker ab, welcher schon 80 Jahre alt und sehr froh darüber war, dass sich jemand darum kümmerte, da er es selbst nicht mehr geschafft hätte. Er half mir am nächsten Tag den Schwarm von der Schwarmkiste in eine richtige Beute einzuschlagen. Es waren so viele Bienen!! Und es blieb nicht bei einem Schwarm…

2014 schrieb ich meine Masterarbeit am Institut der Phytomedizin in Zusammen arbeit mit der Bienenkunde über das Thema biologische Bekämpfung der Varroamilbe mittels der Raubmilbe Amblyseius swirskii. Auch dort betreute ich 2 Versuchsvölker.

Ab 2015 begann ich als studentische Hilfskraft an der Bienenkunde zu arbeiten. Ich half eine Zeit im Honiglabor aus, durfte als Laborkraft für das deutsche Bienenmonitoring agieren und zählte innerhalb diverser anderer Forschungsprojekte sehr viele Varroamilben. Dadurch lernte ich viele erfahrene Imker kennen von denen ich mir das ein oder andere abgucken konnte.

2016 durfte ich während meiner Masterarbeit unter anderem 25 Versuchvölker eigens betreuen. Erstmals testete ich die systemische Wirkung von Lithiumchlorid auf die Varroamilbe im Freiland. Durch viel Routine gewann ich auch immer mehr Übung und Gelassenheit am eigenen Bienenstand. Im gleichen Jahr fing ich meinen eigenen Schwarm :). Ich lernte meinen jetzigen Mann Richard kennen. Er selbst war zu diesem Zeitpunkt bereits 10 Jahre Imker und ich durfte ihm über die Schulter schauen. Noch nie zuvor habe ich jemanden so ruhig und routiniert, um jede Biene bedacht, am Bienenvolk arbeiten sehen. Er zeigte mir praktische Handgriffe und bereicherte mich mit sehr viel Fachwissen.

Wanderung in den Raps

Seit 2017 führen wir eine gemeinsame Familienimkerei, da ich schwangerschaftsbedingt mich bei meinen Bienen etwas zurücknehmen musste. Wer mich kennt weiß, dass ich die Füße nicht still halten kann. So kam unsere kleine Bienenkönigin auf die Welt, nachdem ich wenige Stunden vorher noch 100 kg Honig abschleuderte. Seitdem ist auch sie immer mit dabei und ein echtes Naturkind 🙂

2018 habe ich zusammen meinem Mann einen eigenen YouTube Kanal ins Leben gerufen. Auch hier dreht sich alles um die Biene. Die vielen kleinen Lehrfilmchen rund um die Imkerei stoßen auf sehr viel positive Resonanz. Vor allem unsere lieben, friedfertigen Bienen bringen die Zuschauer immer wieder ins Staunen.